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 Santa Muerte

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Knochenkatze

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BeitragThema: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyMi Aug 25, 2010 10:37 am

Mit dem Tod assoziiert man meist den Sensenmann als personifizierten Tod, mit Sense und Stundenglas, gekleidet in eine schwarze Kutte. Doch es gibt auch eine recht gegensätzliche Darstellung - die Santa Muerte ("Heiliger Tod") aus Mexiko!
Santa Muerte 5_110
Diese verehrte, geheiligte Figur, die wahrscheinlich das Ergebnis der Verschmelzung mittelamerikanischer und katholischer Glaubensvorstellungen ist, erscheint für gewöhnlich als skelettierte Gestalt, gekleidet in eine lange Robe und trägt einen oder mehrere Gegenstände in den Händen, am häufigsten eine Sense und einen Globus. Die Robe ist meist weiß, aber die Darstellung kann je nach Ritual oder Intention des Gläubigen variieren. Während die Sense eurozentristrisch meist nur negativ gedeutet wird als Werkzeug des "Schnitters", der damit den Lebensfaden durchtrennt, steht sie im Zusammenhang mit Santa Muerte für das Durchtrennen negativer Energien und Einflüsse. Als Erntewerkzeug symbolisiert die Sense hier sogar Hoffnung und Wohlstand. Der Globus symbolisiert die allumfassende Macht des Todes.
Der genaue Ursprung des Kultes ist umstritten, aber die Verehrung des Todes geht wohl auf alte religiöse Praktiken des pre-kolumbianischen Mittelamerika zurück, so z.B. innerhalb der Religion der Azteken.
Der Tod wurde in der aztekischen und vergleichbaren Kulturen als menschliche Gestalt dargestellt, der die Hälfte ihres Fleisches fehlte, ein Symbol für die Dualität von Leben und Tod.
Die Azteken hatten von ihren Vorfahren das Götterpaar Mictlantecuhtli und Mictlancacihuatl, den Herrn und die Herrin von Mictlan, dem Reich der Toten die eines natürlichen Todes gestorben waren, übernommen. Damit die Toten in Mictlan aufgenommen wurden, waren Opfergaben für den Herrn und die Herrin notwendig. Viele dieser Opfergaben von damals, werden heutzutage Santa Muerte dar gebracht.
Da der Kult der Santa Muerte bis vor wenigen Jahren noch weitestgehend heimlich praktiziert wurde, werden die meisten Gebete und Rituale in einem privaten Rahmen zu hause ausgeführt. Über die letzten 10 Jahre hat der Kult jedoch, besonders in Mexico City, an Öffentlichkeit dazugewonnen.
Obwohl ihn die Katholische Kirche verurteilt und als Götzendienst oder gar Satanismus bezeichnet, ist der Kult besonders bei den unteren Schichten Mexikos und in der Welt der Kriminalität sehr beliebt und tief verwurzelt.
Viele der Ärmsten Mexikos haben sich Santa Muerte zugewandt, weil ihnen die traditionellen, katholischen Heiligen nicht die erhoffte Erlösung aus der Armut brachten. Anthropologen bezeichnen solche Kulte als "Krisenkulte". Sie ziehen besonders jene an, die sich in schwierigen oder hoffnungslosen Situationen befinden, oder aber nicht auf die Unterstützung der "gängigen" Heiligen hoffen können, so z.B. Drogendealer und Prostituierte.
Im Norden Mexikos wird Santa Muerte neben Jesús Malverde, dem "Heiligen der Drogenschmuggler", von vielen Kriminellen um Beistand bei ihren Verbrechen und Schutz vor Verhaftung gebeten. Einige tragen sogar Darstellungen der Santa Muerte als Tätowierungen auf ihrem Körper. In besonders von Verbrechen heimgesuchten Nachbarschaften Mexico Citys erfährt Santa Muerte mittlerweile eine größere Verehrung als Jesus Christus. Doch auch Polizisten und Militärs zählen zu den Gläubigen und bitten gleichfalls um ihren Segen. in den letzten zehn bis zwanzig Jahren ist die Anzahl der Anhänger von Santa Muerte auf etwa 2 Millionen gestiegen und auch in mexikanische Gemeinden in den USA geschwappt.
Obwohl der Kult in den unteren Gesellschaftsschichten am meisten vertreten ist, ist er in den besseren Klassen nicht unbekannt. Jedoch wird er dort, mit wenigen heimlich praktizierenden Gläubigen als Ausnahme, mit Abscheu betrachten, eben da die Verehrung von Santa Muerte häufig mit dem Verbrechen in Verbindung gesehen wird.
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BeitragThema: Re: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyMi Aug 25, 2010 2:16 pm

Coooool! Weiss ist übrigens (sonst überall auf der Welt) die Farbe des Todes, Schwarz für Schutz. Hat zwar ne Weile gedauert, inzwischen ist es für mich normal geworden, dass weiss nicht Schutz oder Reinheit ist, sondern für den Tod steht. ;-)

Letzten Sonntag hatte wohl die Göttin des Todes "ihren" Tag und wurde in Mexiko gefeiert. Auf youtube gibts sicher noch mehr Videos dazu.

http://www.stern.de/panorama/santa-muerte-mexikaner-beten-zur-heiligen-des-todes-1593540.html

Das sind ja klasse Figuren, die die da haben, hier würde man gleich den Stempel "Gothic" oder "Satanist" aufgedrückt bekommen.

Schöner Bericht!

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BeitragThema: Re: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyMi Aug 25, 2010 4:23 pm

Danke! Ist Teil eines Essays, dass ich gerade zur Hausarbeit ausarbeite.
Ich poste mal den 2. Teil über die Feierlichkeiten zum Dia de los Muertos bei den Jahreskreisfesten.
Der 15. August ist Mariae Himmelfahrt, wahrscheinlich feiern sie deshalb da auch Santa Muerte. Sie gilt nämlich als eine Art Gegenstück zur Jungfrau von Guadalupe.

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BeitragThema: Re: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyMi Aug 25, 2010 9:39 pm

ich finde es auch sehr faszinierend,aber irgendwie auch angsteinflößend..wenn ich das bild so betrachte,errinnert mich das immer an die darstellungen im tv vom gevater tot,nur das sie zumeist in weiß gekleidet ist..hast du vielleicht ne ahnung ob das abbild des gevater tods von ihr stammt??
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BeitragThema: Re: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyDo Aug 26, 2010 8:47 am

Ich glaube eher nicht. Der Tod in Kutte und mit Sense etc. findet sich schon auf Mittelalterlichen Bildern und der Kult der Santa Muerte ist doch eher ein sehr junges Phänomen.
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BeitragThema: Re: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyDo Aug 26, 2010 12:29 pm

mhh,oki.vielen lieben dank Santa Muerte 100955
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BeitragThema: Update   Santa Muerte EmptySo Feb 20, 2011 3:45 pm

Da ich mich grad mit der Seminararbeit zu Santa Muerte rumschlage...bin ich über ihr Siegel gestolpert.
In Mexico wird es vorallem zum Schutz in Türrahmen, Schmuck oder bei Ritualen in Kerzen geritzt oder aufgemalt.

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BeitragThema: Santa Muerte   Santa Muerte EmptyMo Jan 30, 2012 7:30 pm

La Santa Muerte

Santa Muerte ist eine Figur, die in Mexiko verehrt wird. Übersetzt heißt Santa Muerte „Heiliger Tod“. Dieser personifizierte Tod ist weiblich, vielleicht, weil das spanische Wort für Tod, muerte, weiblich ist. Manchmal wird sie auch „Santísima Muerte“ (Heiligster Tod), „la Flaquita“ (die Dürre) oder liebevoll „la Santa Niña Blanca“ (das Heilige Weiße Mädchen) genannt.
Santa Muerte hat wie jede/r richtige/r Heilige/r auch einen Feiertag. Zwar wird am häufigsten der erste November genannt, doch zum offiziellen Festtag wurde mittlerweile der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ernannt.
Im Gegensatz zum Día de los Muertos blieb die Verehrung vom Santa Muerte bis ins 19. Jh. im Verborgenen. Wurde sie entdeckt, wurde die Verbrennung jedes gefundenen Bildnisses verlangt.
Immer öfter sieht man Statuen von Santa Muerte in ein langes weißes Kleid gewandet, mit einer goldenen Krone auf dem Kopf. Da ist es leicht Santa Muerte mit La Catrina, einem weiblichen Skelett im Hochzeitskleid, welches mit den satirischen Werken des Künstlers José Guadalupe Posada um die Jahrhundertwende populär wurde, zu verwechseln.
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Obwohl Santa Muerte auch am Día de los Muertos verehrt wird, scheint sie trotz aller Ähnlichkeit, aus einer eigenständigen Tradition hervorgegangen zu sein.

1. Ursprung

Der Ursprung des Kultes um den „Heiligen Tod“ ist unklar.
Einige meinen, dass er schon seit 3000 Jahren existiere und bereits von den Azteken, Zapoteken, Maya und anderen indigenen Völkern praktiziert wurde. Nach dieser Theorie geht die Figur der Santa Muerte auf die Verehrung von Mictlantecuhtli und Mictecacíhuatl zurück, dem Gott und der Göttin des Todes, der Herrscher der aztekischen Unterwelt Mictlán. Sie wurden traditionell als Skelette oder Personen mit skelettierten Köpfen dargestellt.
Man opferte ihnen u.a. die Häute von Menschenopfern und beide aßen sie angeblich die Toten. Ihr Tempel befand sich im alten zeremoniellen Zentrum der Stadt Tenochtítlan, heute Mexico City, wo sie von jenen verehrt wurden, die die Macht des Todes begehrten.
Einige Anhänger und Forscher, auch der mexikanische Schriftsteller Homero Aridjis, nennen Yoruba-Traditionen, die von afrikanischen Slaven nach Amerika gebracht wurden, als möglichen Ursprung von Santa Muerte. Dieser Theorie zufolge sei sie eine Manifestation von Oyá, Göttin des Marktplatzes, des Donners und der Stürme.
Oyá gilt ausserdem - auch in der modernen synkretistischen Variante der Yoruba-Traditionen, dem Santería- als Herrin der Friedhöfe und wird mit der Voodoo-Gottheit Maman Brigitte gleichgesetzt.
Diese Verbindung zu Friedhöfen und Totengeistern mag der Grund für die Annahme sein, das hier die Wurzeln des Kultes von Santa Muerte liegen könnten.

Doch warnen Anthropologen, dass diese Theorien falsch begründet sein könnten und der Kult tatsächlich bis ins mittelalterliche Europa zurückverfolgt werden kann. Dort verehrten die Menschen zu Zeiten von Pest oder anderen Epidemien Skelettfiguren, welche sogar mit Wunderheilungen in Verbindung gebracht wurden.
John Thompson von der University of Arizona führt sogar Berichte aus Mexiko aus dem 18. Jh. an, die mit Santa Muerte in Verbindung stehen könnten. Darin wird beschrieben, wie Indios eine Skelettfigur fesselten und ihr Peitschenhiebe androhten, sollte sie nicht ihre Wünsche erfüllen oder Wunder vollbringen.
Ungeachtet des Ursprungs, ist der Kult erst kürzlich ein größeres Phänomen geworden.

2. Ikonographie

Santa Muerte wird allgemein als skelettierte Figur, gekleidet in eine lange Robe, dargestellt, die einen oder mehrere Gegenstände in den Knochenhänden hält. Am häufigsten eine Sense in der Rechten und eine Weltkugel in der Linken.
Die Sense repräsentiert hier Gerechtigkeit (schließlich erwischt der Tod jeden einmal) und die Weltkugel die Herrschaft über die Welt.
Manchmal trägt Santa Muerte auch eine Kornähre, die ihre Großzügigkeit symbolisieren soll.
In einigen Darstellungen trägt sie Waagschalen. Manche sehen darin ein Anzeichen für eine Verbindung zwischen Santa Muerte und dem Erzengel Michael. Die „guten Taten“ des Menschen müssen die „schlechten Taten“ seines Lebens überwiegen. Dieses Konzept ähnelt sehr dem Aufwiegen des Herzens gegen die Feder der Maat in der ägyptischen Mythologie.

3. Kultpraktiken und Glaubensinhalte des Kultes von Santa Muerte

Der Kult beinhaltet Gebete, Rituale, und Opfergaben, welche direkt Santa Muerte dargebracht werden in Erwartung der Erfüllung spezifischer Bitten.
Statuen und Figuren verschiedener Größen werden Opfergaben dargebracht. Diese Opfergaben nehmen teilweise den christlichen Symbolismus in Anspruch: Tequila, beispielsweise, soll den Kelch Christi symbolisieren! Ein Apfel steht für die Ursünde.
Besonders beliebt sind Zigaretten und Zigarren, Schnäpse, Rum, Blumen, frisches Obst, Süßigkeiten, reines stilles Wasser und Geld. Vorallem Geschäftsleute und Ladenbesitzer bringen einen Teil ihrer Tageseinnahmen dar.
Die erwünschten Ziele der Opfergaben und Gebete sind vielfältig. Ähnlich wie in der Verehrung traditioneller Heiliger bitten die Menschen um Beistand in schweren Lebenssituationen, Schutz und Linderung von Krankheiten. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass viele Rituale und Gebete Wünsche und Sehnsüchte zum Ziel haben, die wenig oder gar nicht mit der christlichen Doktrin vereinbar sind.
Das, was einem Handbuch für praktizierende Santa Muerte-Anhänger am nähesten kommt, ist Juan Ambrosio's „La Santa Muerte Biografía y Culto: Ventiséis rituales personales para conseguir salud, dinero y amor“. Das Buch enthält 26 Rituale für die unterschiedlichsten Zwecke, z.B. eine „Novena um eine Person an sich zu binden“, ein „Ritual gegen Schwarze Magie“, „Die Hand des Todes: um die tiefsten Wünsche zu erfüllen“ und viele andere. Diesen Ritualen liegt das heidnische Prinzip „do ut des“ (etwa „ich gebe damit du gibst“) zugrunde.

3.1 Die Bedeutung von Farben im Kult

Farben spielen eine wichtige Rolle im Kult um Santa Muerte. In bestimmte Farben gekleidete Figuren repräsentieren ein bestimmtes Ziel, auf das die Gebete der Gläubigen ausgerichtet sind. Ähnlich verhält es sich bei den Kerzen, die angezündet werden.

Hier ein Überblick:

Gold - finanzielle Macht, Erfolg, Geld; wird meist von Geschäftsleuten und Händlern verwendet
"Knochenfarben" (ist wohl Wollweiß o.ä.) - Frieden, Harmonie besonders unter Nachbarn; für Heim und Geschäfte
Rot - Liebe, Leidenschaft, emotionale Stabilität; wird von Paaren verwendet
(Rein)Weiß - Reinigung, Abwehr negativer Energie besonders bei Neid unter Verwandten
Blau - verbessert die geistige Konzentration
Grün - juristische Probleme, Gerechtigkeit; wird am häufigsten von Anwälten verwendet
Gelb - Krankheiten heilen; Alkohol- oder Drogenentzug
Purpur - fördert die Gesundheit
Schwarz - allgemeiner Schutz u.a. gegen schwarze Magie und böse Geister; wird aber auch dazu verwendet um seinen Feinden Schaden zuzufügen!

Ausserdem schmückt jeder Gläubige seine eigene Figur, ausser mit einer Robe in einer der oben genannten Farben, nach individuellem Geschmack und Bedürfnissen auch mit U.S. Dollars, Goldmünzen, Schmuck, Fotos oder anderen Gegenständen. Die Statue soll die spirituelle Essenz von Santa Muerte enthalten und wird durch rituelle Akte mit ihrer übernatürlichen Präsenz „ermächtigt“. Beispielsweise wird Zigarrenrauch in das Gesicht der Figur geblasen. Das ist eine in synkretistischen Religionen wie Santería und Voodoo weit verbreitete Praxis, um den Geist zu „wecken“ und den Altar reinigen.
Viele Gläubige tragen kleine Amulette und Medaillen, in Mexiko allgemein milagros genannt.
Anders als in den üblichen katholischen Traditionen, lassen sich Anhänger von Santa Muerte, besonders in Gefängnissen, nicht selten ein (oder auch mehrere) Bild(er) von ihr als Tattoo stechen. Dies wird als eine Darbietung der eigenen Haut, als eine sehr persönliche Opfergabe, gesehen.

4. Santa Muerte - eine Anti-Heilige?

Für einige spiegelt Santa Muerte den „Todes“aspekt der Jungfrau von Guadalupe wieder; sie verstehen sie als einen Teil der „dualistischen Natur“ der Jungfrau. Das ist für die katholische Kirche natürlich eine verwerfliche Annahme, denn wenn es um die Muttergottes geht, lässt sie ungern Raum für Spekulationen.
Sowohl katholische wie protestantische Kirchenvertreter sehen den Kult um Santa Muerte als schwarze Magie, die als Betrug verurteilt werden muss. Schließlich besiegte Jesus Christus durch sein Opfer am Kreuz den Tod. Somit steht es für die Kirche ausser Frage einen personifizierten Tod anzubeten.
Doch Santa Muerte ist eine sogenannte „Volksheilige“; eine Antwort auf das Bedürfnis der Menschen, eine spirituelle Wesenheit zu erschaffen, die Erfahrungen erklären kann, welche offizielle Lehren nicht ausdrücken können und einen spirituellen Weg aus einer extremen Notsituation oder hoffnungslosen Lage bieten.
Viele Anhänger von Santa Muerte sehen überhaupt keinen Widerspruch zwischen dem katholischen Glauben und dem Kult. Für sie existiert Santa Muerte innerhalb det katholischen Theologie und ist vergleichbar mit anderen rein übernatürlichen Wesen, nämlich den Erzengeln. Die Katholische Kirche zählt noch immer den Großteil der Mexikaner zu ihren Anhängern, obwohl die Diskussionen um gleichgeschlechtliche Ehen und Abtreibung annehmen lassen, dass ihr Einfluss im Schwinden begriffen sein könnte.
Über die letzten Jahrzehnte ist die Anhängerschaft Santa Muertes besonders in Mexikos ärmsten Vierteln auch weiter gestiegen. Viele ihrer Anhänger sind arm, ausgegrenzt von formeller Marktwirtschaft, der Rechtssprechung und dem Bildungssystem. Sie beten zu ihr, weil sie das Vertrauen in die Fähigkeiten „normaler“ Heiliger, sie aus ihrem Elend zu befreien, verloren haben.
Anthropologen bezeichnen solche Phänomene als „Krisenkulte“. Die Frömmigkeit gegenüber Wesenheiten wie Santa Muerte erreicht ihren Höhepunkt meist während sozialer oder finanzieller Notlagen, von denen die unteren Schichten der Gesellschaft für gewöhnlich stärker betroffen sind.

4.1 Die Schutzheilige der Verbrecher und Sünder

Santa Muerte unterscheidet nicht zwischen gut und böse, bzw. moralisch und unmoralisch oder legal und illegal. Sie geniesst großes Vertrauen und Ansehen unter ihren Anhängern, weil sie auch „die Gebete, die von den dunkelsten Orten kommen, erhört“.
So beten Kriminelle, wie Drogenhändler und verurteilte Verbrecher zu ihr und bitten sie um Hilfe und Schutz. Viele, die in Mexiko ins Gefängnis gehen ohne an Santa Muerte zu glauben, tun dies dann meist nach wenigen Monaten Haft. In vielen der Gefängniszellen finden sich Bilder von ihr an den Wänden oder in anderer Form.
Doch sie soll nicht nur vor Verrat und Verhaftung schützen, sondern wird häufig sogar gebeten, Feinden Schaden zu zu fügen oder ihnen gar das Leben zu nehmen.
Viele Gangmitglieder und andere Kriminelle tragen Tattoos, die Santa Muerte darstellen. Oft ist dies ein Zeichen der Dankbarkeit für eine erfüllte Bitte.
Es ist verständlich, warum viele illegale Migranten, die die Grenze in die U.S.A. überqueren wollen, sich hilfesuchend an Santa Muerte wenden. Schließlich ist diese Reise voller Gefahren und nicht selten kommen diese illegalen Migranten mit Menschenschmugglern oder Drogenhändlern in Kontakt. Und ausserdem ist das illegale Überqueren der Grenze per definitionem schon selber eine Straftat, für die man kaum den Beistand eines traditionellen Heiligen erwarten kann.
Den illegalen Einwanderern ist auch die fortschreitende Verbreitung des Kultes an der mexikanischen Grenze und mittlerweile auch in weite Teile der U.S.A. zu verdanken.
Da Selbstmord im Christentum eine Todsünde ist, kann kein katholischer Heiliger für solch eine Tat um seinen Segen gebeten werden. Doch es wird von Fällen berichtet, in denen sich Selbstmörder vor ihrer Tat in Gebeten oder Abschiedsbriefen an Santa Muerte wandten, um ihren Beistand zu erbitten.

4.2 Partners in crime: Santa Muerte und Jesús Malverde

Im Norden Mexikos wird Santa Muerte häufig neben Jesús Malverde, dem sogenannten „Heiligen der Drogendealer“, verehrt. Regelmäßig werden bei Drogenrazzien Ältäre für beide gemeinsam gefunden, doch in der Öffentlichkeit ist der Schrein in der Dr. Vertiz Street in der Colonia Doctores einzigartig in Mexico City.
Zwar stehen Schreine für Santa Muerte häufig in der Nähe von Kapellen und Schreinen katholischer Heiliger wie der Jungfrau von Guadalupe oder dem Heiligen Lazarus, aber einige warnen, dass Santa Muerte nicht neben Bilder katholischer Heiliger gestellt werden sollte, weil sie sehr eifersüchtig ist und sich rächen könnte.
Die Gesellschaft des spitzbübischen Jesús Malverde, einem mythologischen „Robin Hood“, der für seine Taten in den frühen 1900ern gehängt wurde und in den berühmt-berüchtigten narcocorridos (mexikan. Drogen-Balladen - hier mal reinhören!) glorifiziert wird, scheint Santa Muerte jedoch keineswegs zu stören.

Santa Muerte Malverde1
Mit Ausnahme einiger Künstler und Politiker, die den Kult aufgrund seines negativen Rufs heimlich praktizieren, sehen jene in den höheren sozio-ökonomischen Sphären mit Verachtung und Abscheu auf den Kult herab und betrachten ihn als eine Form von Aberglaube. Doch zu Santa Muertes Anhängern gehören nicht nur Kriminelle.
Denn Santa Muerte zählt auch Anhänger unter den Polizisten und dem Militär in Mexiko, die um Schutz in gefährlichen Einsätzen und Segen für ihre Waffen und Monition beten.
Auch Taxifahrern bietet sie „etwas mehr Schutz“ in den rauhen Vierteln.
Viele Menschen wenden sich, wie bereits erwähnt, aus Verzweiflung an Santa Muerte oder weil sie hoffen, dass sie ihre Bitten schneller erhört als die üblichen Heiligen. Und obwohl nicht alle von ihnen tatsächlich Straftäter sind, wird an verschiedenen stellen deutlich, dass Santa Muerte und ihre Anhänger immer wieder mit dem Verbrechen in Kontakt kommen, ihr Leben oftmals davon beeinflusst oder sogar beherrscht wird.
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