Die Asen (Götter der nordischen Mythologie) wünschten sich einen Schutzwall um ihr Reich, damit die angriffslustigen Riesen ihnen nichts antun könnten. Ihr Baumeister war nicht grade bescheiden: er verlangte als Lohn die Sonne, den Mond und die schöne Göttin Freya. Die Asen ließen sich auf den Deal ein, als Bedingung verkürzten sie allerdings die Bauzeit von anderthalb Jahren auf einen einzigen Winter. Andernfalls würden sie überhaupt nichts zahlen.
Sie erlaubten, durch Drängen des Unruhestifters Loki, ihrem Vertragspartner, sich von seinem Hengst Swadilfari helfen zu lassen, fest in dem Glauben, wegen der unmöglich kurzen Zeit ein Gratiswerk zu bekommen. Herr und Pferd schufteten wie besessen und kurz vor dem Stichtag sah es so aus, als würden sie es tatsächlich schaffen. Die Götter ärgerten sich, dass sie sich verkalkuliert hatten und gaben Loki die Hauptschuld.
Als Sühne musste er sich in eine Stute verwandeln, die dem fleißigen Hengst Swadilfari den Kopf verdrehen sollte. Die List gelang. Der Hengst riss sich los und verbrachte die letzte wichtige Nacht mit der geheimnisvollen Stute. Sein Herr bekam die Arbeit also nicht fertig und entpuppt sich als feindlicher Riese. Gott Thor schlug dem randalierenden Riesen den Schädel ein. Auch für Loki blieb das animalische Abenteuer nicht ohne Folgen: er wurde schwanger und gebar ein Riesenfohlen mit acht Beinen:
Sleipnir "der schnelle Läufer"Sleipnir verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten, insbesondere Schnelligkeit und Sprungvermögen. Es wurde das Lieblingspferd des Obergottes Odin. Auf ihm reitet er die Fronten entlang und ermutigt die Kämpfer.
Odin war der König und höchste Gott in der Mythologie der Wikinger. Er soll die Erde erschaffen und den Göttern und Menschen Furcht eingejagt haben. Auf dem Rücken seines achtbeinigen Pferdes Sleipnir bestand er die kühnsten Abenteuer. Der Sage nach galoppierte er mit seinem Pferd auch über die Meere und durch die Luft.
Die alten Germanen stellten sich nicht nur Odin, sondern viele ihrer kriegerischen Gottheiten beritten vor. Die Bauern ließen die schönsten Ähren auf dem Feld für Sleipnir stehen. Ein Bild von Sleipnir ist in den Stein von Tjängvide (Schweden) eingeritzt.
(von tierdach.de)
Mircea Eliade schreibt, dass das achtbeinige Pferd das Schamanenpferd par excellence sei. Man findet es z. B. in Sibirien und bei den Muria, und zwar immer in Beziehung zum ekstatischen Erleben. Auf Sleipnir kann Odin durch alle Welten reiten. Von einigen Historikern wird vermutet, dass die acht Beine ein Symbol für die Beine von vier Menschen sind, die einen Sarg tragen. Somit ermöglicht das Ross auch, einen Reiter in die Unterwelt zu tragen. Auch Odin reitet auf Sleipnir nach Niflheim, um Balders Träume zu ergründen.
Sleipnir ist, laut einer Sage, auch der Grund, warum die Ásbyrgi-Schlucht auf Island die Form eines Hufeisens hat. Als Odin mit ihm über die Wüsten der Arktis ritt, soll das Pferd ausgerutscht sein und einen Fuß auf Nordisland gesetzt haben. Deshalb wird die Schlucht gelegentlich auch als Odins Fußabdruck bezeichnet.
(wikipedia.de)