Das Wort "Hexe" geht auf das althochdeutsche hagzissa zurück, in dem zumindest der Wortbestandteil hag "Zaun" eindeutig zu bestimmen ist. Zissa könnte mit dem nirwegischen tysia "Elfe" zusammenhängen. Gemeint wäre also ein Wesen, das sich in Hecken oder auf Zäunen aufhält, wobei letzteres im übertragenen Sinn zu verstehen ist.
Der Zaum umhegt das Reich der Menschen und bildet somit die Grenze zwischen der geordneten, wohlbehüteten Welt und der chaotishen Wildnis, dem Reich der Geister und dämonischen Wesen. Anders als gewöhnliche Menschen stand die Hexe - ebenso übrigens die Schamanen - mit beiden Welten in Verbindung, denn für ihre Zaubereien benötigte sie die Hilfe der Geister und Pflanzen, die außerhalb der Gärten wuchsen.
In manchen Teilen des deutschsprachigem Raums wurde der Begriff "Hexe" nie volkstümlich. Beispielsweise in Österreich sprach man weiterhin von der Trude, der Drut, der Unholdin oder den Unholden -, wie Elben und böse weibliche Geister früher in weiten Teilen deutschlands auch genannt wurden. Woanders blieb man bei "Zauberin" oder "Weidlerin".
Insgesamt aber setzte sich seit dem dreizehnten Jahrhundert die Bezeichnung "Hexe" vor allem im süddeutschen Raum mehr und mehr durch und konnte zur Hochzeit der Hexenverfolgungen (fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert) schliesslich grundsätzlich auf jede Person angewandt werden, die angeblich ihre Zauberkünste zum Schaden ihrer Mitmenschen ausübte.
Wie noch in einer Schrift aus dem Jahr 1757 klar gesagt wird, war das aber nocht nicht alles, denn eine wirkliche Hexe war erst "eine solche Person, die mit dem Teufel, der ihr in sichtbarer Gestalt erschienen ist, ein Bündniß, auch wol gar vermittelst einer Unterschrift mit ihrem eignen Blut gemacht hat".
Früher hatte fast jedes Dorf seine "Hexe" besessen, seine Zauberfrau, die sich hervorragend mit Pflanzen und deren Wirkungen auskannte, die Hebammendienste verrichtete und Mensch wie Tier zu heilen verstand - und es ist auch nicht auszuschließen, daß manch eine von ihnen sich auch auf negative Zaubereien einließ. Hierin glich sie den sibirischen Schamanen und den afrikanischen Zauberern, von denen es ja auch "weisse" und "schwarze" gab - und teilweise noch heute gibt. Wie diese, schwebte die "Dorfhexe" ständig in Gefahr, im Falle eines Versagens allermindestens fortan scheel angesehen zu werden.
Traf ein Mißgeschick das Dorf, sei es in Gestalt einer Mißernte, einer Überschwemmung, einer Seuche, eines Brandes, fiel der Verdacht natürlich als erstes auf das (zumeist weibliche) Mitglied der Gemeinschaft, das zu "zaubern" verstand. Sie hätte das Unglück schliesslich vorhersehen und abwenden können - falls sie es nicht überhaupt selbst inszeniert hatte! Die "Dorfhexe" wurde daher zwar benötigt, stand aber selten in gutem Ruf, uns so war der Schritt nicht weit, sie, von weltlicher und geistlicher Obrigkeit dazu aufgehetzt, als Ketzerin zu verleumden und damit dem Scheiterhaufen preiszugeben.
Darüber, welche Künste Hexen beherrschten, bestanden spätestens seit Erscheinen des 'Hexenhammer' kein Zweifel mehr. Fortan wurde ihnen eine ganze Reihe von Zaubereien in die Schuhe geschoben, die früher beispielsweise den Elben zugeschrieben worden waren. Ganz besonders galt dies für das Vertauschen von Kindern mit sogenannten Wechselbälgern.
Wie viele ursprünglich verschiedene Wesen schliesslich in der Gestalt der Hexe zusammengeflossen waren, zeigt folgende Aussage, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts im südslawischen Raum aufgenommen wurde: "Man glaubt, ehe eine Frauenzimmer eine Hexe wird, übe sie sich ledigerweise jahrelang als Mahr oder Trut im Blutabzapfen, nach ihrem Ableben aber kehre sie wieder als Vampir, wozu sie sich bei Lebzeiten als Hexe durch Verwandlungen in einen Wehrwolf vorbereitet habe."
Quelle: http://www.hexenwelt.de/hexen/hexe.htm