Wegkreuzungs-Ritual

Wegkreuzungs-Ritual

Das Ritual kann alleine aber auch als Gruppe durchgeführt werden. Eine Ritualführerin übernimmt dabei die meisten Schritte und bringt auch die meisten Opfergaben dar. Diese können natürlich vorher von allen Mitgliedern gemeinsam "gespendet" werden. Abschnitte des Rituals, die von jedem Mitglied einzeln durchführt werden, sind mit einem * markiert.

Bester Zeitpunkt: 30. November
oder Neumondnächte und in Notfällen jederzeit um Mitternacht

Du brauchst u.a.:
- Streichhölzer (kein Feuerzeug!)
- Taschenlampe (ausser du kannst im Dunkeln sehen)
- Kreide
- Stift und dünnes, leicht brennbares Papierchen (für jeden Teilnehmer des Rituals als Gruppe)
- eine kleine Schaufel/Esslöffel zum Graben oder, wenn überall Asphalt oder Pflasterstein ist, eine feuerfeste Schüssel (ist aber am Ende des Rituals etwas unpraktisch!)

Opfergaben:
- schwarze Kerzen oder Teelichter (3, 4 oder 5 - dazu später mehr)
- 3 glänzende Münzen, gerne Kupfer (für jeden Teilnehmer des Rituals als Gruppe)
- Hundefigürchen (1 oder 2, s. unten)
- schwarzen Kaffee
- Tabak oder Räucherwerk (z.B. Weihrauch, Mhyrre, Styrax, Kyphi oder Sandarak)
ausserdem, je nach Wesenheit mit der du arbeiten möchtest:
für Hekate: Rotwein (Trankopfer zum Einleiten und Beenden der Anrufung), Milch, Ei(er), Honigkuchen; hier brauchst du 2 Hundefigürchen und 3 schwarze Kerzen, ausserdem vorzugsweise eine 3armige Wegkreuzung
für Wegkreuzungsdämonen: Whisky; ein Hundefigürchen und 4 oder 5 Kerzen (abgängig davon ob du auch eine in die Mitte der Kreuzung oder Quincunx [s. Bild unten] stellen möchtest)
für Ellegua: Rum (Trankopfer), Kokosnussmilch, 3 Süßigkeiten (z.B. Zuckerstangen!), Cayennepfeffer; 4 oder 5 Kerzen

Das Ritual:
- Begebe dich (am besten kurz vor Mitternacht oder zur dunkelsten Stunde vor Morgengrauen) zu einer Wegkreuzung wo du möglichst ungestört bist.
- Ziehe wenn nötig/gewünscht einen Schutzkreis.
- Zeichne eine Quincunx in die Mitte oder neben die Wegkreuzung:

Wer mit Ellegua arbeitet und es gerne authentischer bzw. kunstvoller mag, kann stattdessen sein Vévé zeichnen:

- Stelle das/die Hundefigürchen auf.
- Stelle die Kerzen auf und entzünde sie. Vergieße etwas von dem Trankopfer auf dem Boden (dabei nicht die Quincunx/das Vévé verwischen!), um die Wesenheit deiner Wahl herbeizurufen.
- Grabe eine kleine Mulde (oder nimm die Schüssel zur Hand), schreibe deine Bitte/deinen Wunsch auf das Papier, bitte die Wesenheit um Hilfe und verbrenne das Papier in der Mulde*.
- Verbrenne den Tabak oder das Räucherwerk.
- Übergieße die Asche mit dem Kaffee (und evtl. Milch oder Kokosnussmilch) und lege die Eier/Kuchen/Süßigkeiten/Pfeffer dazu.
- Lege zuletzt die Münzen als Dank ebenfalls in die Mulde* und bedecke alles mit Erde.
(Solltest du doch mit einer Schüssel arbeiten, dann kannst du diese entweder bei einem Laternenpfahl/unter einem Baum/an einem Zaunpfosten stehen lassen oder den Inhalt in ein fliessendes Gewässer werfen.)
- Gieße den Rest des Trankopfers vom Anfang darüber, verabschiede dich und lösche die Kerzen (diese darfst du hier auch einfach auspusten).
- Löse den Schutzkreis auf.
- Ob du die Hundefigur(en) stehen lässt oder wieder mitnimmst, bleibt dir überlassen. Wenn du magst, kannst du sie von der Wesenheit während des Rituals segnen lassen und zuhause als Beschützer neben die Haustür oder auf deinen Altar stellen.
- Vergiss nicht dich danach zu erden und was Leckeres zu essen. Da kannst du dich ganz vom Ritual oder der Jahreszeit inspirieren lassen und z.B. Kürbissuppe, Honigkuchen oder einen scharfen Eintopf vorbereiten.

*In einer Gruppe wird dieser Schritt von jedem Teilnehmer einzeln wiederholt.

Das klingt interessant. Mir kommen da aber ein paar Fragen auf:

Was ist ein Wegkreuzungsritual eigentlich?
Erzählst du noch etwas darüber, was es damit auf sich hat, warum z.B. an einer Kreuzung? Ist es ein Opferritual?

Warum verwendet man Hundefigürchen? Hat das einen besonderen Bezug zu den Gottheiten/Wesen?


Danke fürs Einstellen und Aufklären

Erklär' ich natürlich sehr gerne. ^_^

Wegkreuzungen haben seit Altersher magische Bedeutung.
Sie eignen sich gut um Entscheidungen zu treffen aber auch um sich von Altem zu trennen.
Ähnlich wie Türschwellen sind sie ein Schnittpunkt zwischen den Welten.

Ihr kennt vielleicht die Geschichten darüber, dass Vampire oder Gehängte an Wegkreuzungen begraben wurden - das sollte u.a. verhindern, dass sie den Weg zu den Lebenden finden.

In sehr vielen, unterschiedlichen Kulturen und Glaubensrichtungen finden sich Götter oder Dämonen, die die Wegkreuzung besiedeln und dort angerufen werden können.

In Griechenland ist es Hekate. Ihr sind vorallem 3armige Wegkreuzungen geweiht, und sie wird auch oft von 2 oder mehreren schwarzen Hündinnen begleitet. Diese hetzt sie in Albträumen oder auf einsamen Wegen sogar auf jene, die ihren Dienerinnen schaden zufügen (wollen).
Früher wurden für Hekate sogar Hunde an Wegkreuzungen vergraben. Honigkuchen, Eier und Milch tun es aber auch!
Ich kann dazu sehr "Crossroads - Path of Hecate" von Greg Crowfoot und "Liminal Rites" von Sorita D'Este & David Rankine empfehlen!

Im Hoodoo, das besonders im Süden Nordamerikas verbreitet ist, findet sich die Legende des "Devil at the Crossroads" - dem Teufel (oder Dämon) der Wegkreuzungen - der für eine Gegenleistung einem verborgene Schätze zeigt, meisterhaftes Spielen eines Instruments beibringt oder andere Wünsche erfüllt.
Bekanntestes Beispiel dafür ist der Bluesmusiker Robert Johnson, der angeblich seine Seele dem Teufel verkaufte, damit er ihm das Gitarrespielen beibringt und ihn berühmt macht.


Dass Johnson nach wenigen Jahren sehr plötzlich starb bekräftigte diese Legende. Der Teufel hatte sich entsprechend ihrer Abmachung Johnson's Seele geholt.
Genauergesagt sollen es Höllenhunde gewesen sein.

Im Voodoo trifft man Ellegua (oder auch Legba) an der Wegkreuzung. Er ist ähnlich wie Ganesha oder Heimdall ein Wächter des Übergangs zwischen den Welten und wird um Hilfe gebeten, um Hindernisse und Blockaden zu beseitigen.
Er ist eine Trickster-Gottheit und erscheint in unterschiedlichen Gestalten, häufig aber entweder als neckisches Kind oder alter Greis mit Krücke. Auch er ist bereit einem Wünsche zu erfüllen oder Dienste zu leisten, die Auswirkungen sind allerdings nicht ganz so düster wie bei Wegkreuzungsdämonen. Viel eher verdreht er das was man sich eigentlich erhofft hat in etwas völlig anderes, das nicht selten eine harte aber wichtige Lektion enthält. Man bekommt nicht immer was man will von Ellegua, aber dafür was man braucht!
Auch Ellegua wird besonders in der Gestalt eines Greises von Hunden begleitet.

Das Wegkreuzungsritual ist also eine Möglichkeit sich mit diesen Wesenheiten gutzustellen. Ihr könnt zb. um Hilfe bitten mit dem Rauchen aufzuhören, um ein Zeichen bitten wie ihr euch in einer wichtigen Angelegenheit entscheiden sollt oder einfach Danke sagen.

Ich hoffe, das hilft euch weiter. Wenn noch was unklar ist - einfach fragen!

Sehr interessant. Danke dafür

Wundervoll beschrieben, danke